12-jährige Miriam Feth vom Gymnasium Alfeld unter den Landespreisträgern des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten

Dem Anderen sein Anders-Sein zu verzeihen, sei der Anfang der Weisheit, sagt man in China. Und so haben sich bundesweit über 5000 Schülerinnen und Schüler auf Spurensuche begeben zum „Anders sein“, zu freiwilligen oder unfreiwilligen „Außenseitern in der Geschichte“, dem Thema des diesjährigen Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten.

Am Donnerstag, den 24. September, wurden nun im Niedersächsischen Landtag in Hannover die besten Teilnehmer als Landesieger in einer feierlichen Veranstaltung geehrt. Unter den Preisträgern: die 12-jährige Miriam Feth vom Gymnasium Alfeld.

 

Ihre Arbeit mit dem Titel „Mein Ururgroßvater Johannes Brecht. Der abgeschobene Beamte“ beschäftigt sich mit einem von den Nationalsozialisten wider Willen aus dem Dienst entfernten und frühzeitig pensionierten Reichsbahnbeamten, der sich 1935 geweigert hatten, gegen einen Kollegen auszusagen. Diese Zwangspensionierung stellte für den Beamten und seine Familie einen großen Einschnitt dar.

Eigentlich hatte Miriam zunächst über den jüdischen Friedhof in Duingen schreiben wollen, hatte sich dann aber doch für einen familiären Zugriff entschieden. Über Telefonate mit Verwandten hat sie sich die Personalakten schicken lassen und hat diese für ihr Alter mit bemerkenswerter Klarheit und Abstraktion analysiert und ausgewertet.

Daher gehört Miriams Arbeit zu den besten Ergebnissen forschenden Lernens in Niedersachsen. Und dabei ist Miriam unter den insgesamt 31 Landessiegern eine von nur drei Preisträgern aus der Sekundarstufe I.

Die Urkunde für ihren Landessieg erhielt Miriam aus den Händen von Bernd Busemann, dem Präsidenten des Niedersächsischen Landtages, und Anja Paehlke, dem Vorstandsmitglied der Körber-Stiftung.

Seit die Körber-Stiftung den Geschichtswettbewerb 1973 in Leben gerufen hat, haben insgesamt über 130.000 Teilnehmer in über 28.000 Arbeiten Geschichte vor Ort erforscht. Somit stellt dieser Wettbewerb das größte geschichtliche Projekt in Deutschland dar.

Und egal ob sich die Arbeiten beim diesjährigen 24. Wettbewerb nun mit türkischen Gastarbeitern in Delmenhorst oder Halbwaisen in der Nachkriegszeit, mit Wilden Ehen im Kaiserreich oder Freimaiurerlogen während des Nationalsozialismus, mit der Behandlung von Tuberkulosekranken oder dem Umgang mit Scharfrichtern und Henker in der frühen Neuzeit beschäftigen, zeigen doch alle Preisträger, welche geschichtliche und aktuelle Relevanz die Auseinandersetzung mit dem Thema „Anders sein“ hat.

„Anders zu denken oder anders zu leben, ist kein Grund, andere zu diskriminieren“, gab Landtagspräsident Busemann den Landesiegern nicht ohne Blick auf die Gegenwart Recht, „ganz im Gegenteil: Anders-Sein hat und kann viele Leben bereichern“.

„Der Geschichtswettbewerb ist ein tolles Forschungsprojekt für Jugendliche, die lernen, sich selbständig mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Jedes geführte Zeitzeugengespräch ersetzt 1000 Geschichtsbücher“, erklärte Landtagspräsident Busemann bei der Landespreisverleihung (© Körber-Stiftung, Fotograf: Tom Figiel).