Liebe Schulgemeinschaft,
Schule kann mehr sein, als ein Ort zum Lernen und Erwerben von Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen. Schulen bestehen in der Regel aus durchaus großen Gebäuden und noch größeren Grundstücken. Schulhöfe, Grün- und Parkflächen komplettieren die Schule und sind oftmals als Gesamtkonzept entwickelt und umgesetzt worden.
Auch unsere Schule hat ein beträchtliches Grundstück aufzuweisen. Neben den gepflasterten Schulhöfen und asphaltierten Zuwegen gibt es riesige Grün- und Waldflächen, Spielflächen und einen Pumptrack. Insgesamt mehr als drei Hektar umfasst das gesamte Grundstück plus Sportplatz und viele der Flächen werden nur selten genutzt. Nimmt man die Pausen an einem normalen Unterrichtstag zusammen, ergeben sich ca. 1,5 Stunden Nutzungszeit, jedem Mitglied der Schulgemeinschaft stehen rechnerisch mehr als 30 qm zur individuellen Verfügung.
Was liegt näher, als diese umfangreichen Flächen und Spielangebote auch am Wochenende nutzen zu wollen. Der Pumptrack ist dezidiert auch für andere MTB-Enthusiasten freigegeben, auch die Schulhöfe bieten sich für Basketball oder Fußball an. Familien finden sich mit ihren Kindern zum Kicken ein und beleben die sonst toten Grundstücke nachmittags und auch am Wochenende.
Leider werden diese Flächen an Feiertagen auch einmal fehlgenutzt. Zum Feiern, Grillen, Müll abladen oder auch Gassi-Gehen mit dem Hund.
Diverse Male mussten daher unschöne Reste der Wochenendaktivitäten weggeräumt, Beschädigungen beseitigt und Mülleimer wieder aufgestellt werden. Gefährliche Kletteraktionen auf Schuldächern vervollständigen das Bild der unsachgemäßen und auch selbst-gefährdenden Fehlnutzung.
Der Schulträger hat bei unserem Schulgrundstück zur Eindämmung dieser Aktivitäten nun Tore einbauen lassen, die den Zustrom der Wochenendbesucher kanalisieren sollen, aber keine wirkliche Hürde darstellen.
Andere Schulen in anderen Bundesländern gehen noch einen Schritt weiter und installieren sogenannte „Marderschrecke“, die mit einem hohen Ton Jugendliche vergrämen sollen. Dieser hohe Ton ist für Erwachsene nicht mehr hörbar, verursacht aber bei jüngeren Menschen Unwohlsein. So wie der Marder aus dem Motorraum sollen hiermit also Jugendliche von Grundstücken ferngehalten werden.
Problem gelöst.
Sind die Jugendlichen das Problem oder sind es fehlende Angebote in der Umgebung? Fehlt eine Alternative für den Aufenthalt am Wochenende? Müsste man nicht stolz sein, dass sich Schulpflichtige selbst am Wochenende gerne auf dem Schulgrundstück aufhalten?
Im Prinzip schon, wenn da nicht der Vandalismus wäre. Beschmutzungen und Beschädigungen ärgern andere, kosten Zeit, Geld und Nerven. Unsere Hausmeister können ein Lied davon singen und waren durchaus schon einmal am Wochenende aktiv, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
Also doch Tore und Marderschreck oder sogar der Wachdienst?
Oder ein gemeinsamer runder Tisch? Wie soll man aber Menschen an einen Tisch bekommen, die man nicht kennt und nicht sieht? Deren Anwesenheit nur durch Hinterlassenschaften dokumentiert wird?
Der Vandalismus um und auch in Schule scheint gerade in den letzten Jahren zugenommen zu haben. Auch im Gebäude sind Schmierereien und mutwillige Beschädigungen festzustellen, werden Essensreste liegengelassen, Sticker an Türen oder Kaugummis unter Tische geklebt.
Der Ruf, auch aus der Politik, zu einer nachhaltigen „Etikette-Erziehung“ ist immer mal wieder zu hören. „Benimm-Unterricht“ gehöre in den Lehrplan, denn gutes oder wenigstens angemessenes Benehmen werde in vielen Elternhäusern nicht mehr geübt.
Problem erkannt – Gefahr gebannt!?
Lägst nicht. Wir dürfen nicht den Blick abwenden und stehen sicherlich am Anfang eines längeren Prozesses, der uns, aber auch die Elternhäuser betreffen dürfte. Unsere nächste Gesamtkonferenz wird sich dem Thema widmen und Ideen aus Schüler-, Eltern- und Lehrerschaft generieren.
Wir hoffen und wünschen uns sehr, dass wir einen gemeinsamen Weg finden und der „Marderschreck“ nicht den Weg auf unseren Schulhof findet.
Ihr Michael Strohmeyer